Als Mitglied im bundesweiten daaap-Netzwerk (Digitale Assistenzsysteme am Arbeitsplatz, bundesweite Anwender-Initiative mit aktuell 130 Mitgliedsorganisationen) profitieren wir von den Erfahrungen anderer Werkstätten. Zum Beispiel haben wir über dieses Netzwerk einen „CoBot“ (kollaborativer, also mitarbeitender Roboter) langfristig von den Iserlohner Werkstätten leihen können. Das Modell „Sawyer“ mit seinem auffälligen roten Greifarm ist in unserer „Zukunftswerkstatt“ in der Betriebsstätte Maybachstraße (Ibbenbüren) im Einsatz. Dort ermöglicht es zehn bis 15 Personen im Arbeitsbereich für schwerst- und mehrfachbehinderte Menschen Teilhabe an Arbeitsprozessen.
Beim Besuch vor Ort arbeiten gerade Anna-Lena Kassner, Jochen Kuhlmann und Ben Kandelhardt als Team und konfektionieren Duschwannenfüße für einen großen Sanitärhersteller. Ein Arbeitsprozess, in dem sie bislang nicht teilhaben konnten, aber dank „Sawyer“ nun engagiert mittendrin sind.
Und das funktioniert so: Rollstuhlfahrerin Anna-Lena Kassner befüllt das leuchtorangene Zählbrett (aus unserer hauseigenen 3D-Druckerei) mit 20 Duschwannenfüßen und legt es an einen definierten Platz, den der entsprechend programmierte „Sawyer“ erkennt. Den Greif-Prozess löst Jochen Kuhlmann, ebenfalls Rollifahrer, per Joystick aus. Der Roboterarm schwenkt um 90 Grad, greift einen Fuß, dreht um weitere 90 Grad hinüber zu Ben Kandelhardt, wo in einem ebenfalls zuvor definierten Feld der Abfülltrichter wartet. Den hat er zuvor mit einem Tütchen bestückt. Der Greifer löst, der Fuß plumpst ins Tütchen. Ben Kandelhardt bestätigt das mit einem Taster (inklusiv Kontrollleuchte), und alles beginnt von vorne.
Stellvertretend übernimmt hier der „Sawyer“ gleich mehrere Aufgaben, die das Trio allein nicht leisten könnte, weil sie verschiedene motorische und kognitive Fähigkeiten voraussetzen. Mit dem KI-Assistenten steuern die drei den Prozess autark über Stick und Signalgeber. Assistive Technologie befähigt drei Menschen mit hohen Hilfebedarfen und das mit hohem Aufforderungscharakter („Maschinenarbeit“), sodass die drei sehr konzentriert über eine längere Zeit arbeiten.
Konzipiert, programmiert und konstruktiv umgesetzt hat all das unser Mitarbeiter Ingo Steuter, der sich in die Materie Assistive Technologie und KI-unterstützte Arbeit einfuchst. Unsere „Zukunfts-Werkstatt“ möchte hochwertige Arbeitsplätze für Menschen mit multiplen Unterstützungsbedarfen schaffen und dabei möglichst viele in neu designte Arbeitsprozesse einbinden. Nicht automatisierte, menschenlose Prozesse und mehr Effizienz sind hier die Ziele, die man ja allgemein mit Industrierobotern verbindet.
Unser Massenprodukt Duschwannenfüße sieht man in vielen unserer Betriebsstätten, doch bisher nicht in unseren vier Bereichen für schwerst- und mehrfachbehinderte Menschen. Das ändert sich mit dem „Sawyer“, der durch die Einrichtung wandern und bald auch junge Menschen in der Beruflichen Bildung begeistern wird.
Und die Beschäftigten selbst? „Danke, Robober“, sagt Ben Kandelhardt, bevor er in die wohlverdiente Pause geht. „Macht Spaß“, fügt Jochen Kuhlmann hinzu, während Anna-Lena Kassner lächelnd mit dem Kopf nickt. Teil des Teams zu sein, miteinander zu arbeiten, eine Maschine selbst zu bedienen, das macht allen Freude.
Zu den Themen Assistive Technologie und KI-gestützte Arbeitsprozesse haben wir einen Arbeitskreis, dem neben Ingo Steuter auch Markus Aulkemeier (Geschäftsbereichleitung Werkstatt), Markus Osterhaus (IT-Abteilung) und Ralf Bauer (Fachmann für 3D-Druck) angehören. Die Installation des „Sawyer“ ist eines von mehreren Projekten, die bereits in die Fläche gehen oder noch entwickelt werden.
Vielen Dank für ihre Anfrage.
Wir melden uns schnellstmöglich bei Ihnen für ein Beratungsgespräch.
Viele Grüße,
Ihr Team der Ledder Werkstätten
Unser Berufsbildungsbereich in Ladbergen (Ruthemeiers Esch 2) lädt am Freitag, 27. September, von 9 bis 17 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Wir stellen Berufliche Bildung, unsere Bildungskonzepte und Arbeitsbegleitende Angebote vor. Der Fachdienst Berufliche Inklusion (FBI) informiert über die Angebote zu Übergängen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Auch für Informationen zum Aufnahmeverfahren stehen unsere Fachleute zur Verfügung.
Das deutsche Hinweisgeberschutzgesetz (HinSchG) ist am 2. Juni 2023 im Bundesgesetzblatt verkündet worden und tritt am 2. Juli 2023 in Kraft. Das Gesetz ermöglicht es hinweisgebenden Personen, sogenannten Whistleblowern, einfacher und ohne Angst vor Repressalien auf Rechts- und Regelverstöße in Unternehmen und Behörden aufmerksam zu machen. Unternehmen ab 250 Mitarbeiter:innen müssen bis zum 2. Juli 2023 die Anforderungen aus dem Hinweisgeberschutzgesetz umsetzen und eine Meldestelle einrichten.